Das
muss erst einmal verdaut werden: Die mA der SG OSF hat das Spiel in der
Berliner Vorqualifikation zur Jugendbundesliga gegen die SG NARVA knapp
mit 40:41 in der Verlängerung verloren. Dabei liegt nicht die Tatsache
der Niederlage an sich schwer im Magen, sondern wie sie zustande
gekommen ist.
Vorab ein Dankeschön an den HVB, dass er die sportliche Lösung
gewählt, diese Partie überhaupt angesetzt und den in diesen Tagen
deutlich vergrößerten Organisationsaufwand auf sich genommen hat. Er
hätte es sich – wie andere Verbände – auch leichter machen und einfach
einen Berliner Vertreter benennen können. Das wäre dann nach
Quali-Punkten die SG NARVA gewesen (wenn auch hauchzart mit drei
Punkten). Also freute sich die mA erst einmal, überhaupt die Möglichkeit
eines Ausscheidungsspiels zu haben und endlich wieder Wettkampfhandball
spielen zu können.
Nun zum Sportlichen und zum Spiel: Anwurf Sonntag 12 Uhr. Narva ist
von Anfang an sehr präsent und kommt in den ersten Minuten zu recht
einfachen Toren, weil die OSF-Abwehr keinen Zugriff bekommt und zu oft
eins gegen eins-Situationen verliert. Die OSFler müssen sich in die
Partie reinarbeiten, was nur nach und nach gelingt: Die Abwehr stellt
sich zwar besser auf die NAVARisti ein, die sich die Tore nun härter
erarbeiten müssen, aber dennoch weiter recht zuverlässig treffen und
seien es zur Not einmal auch abgefälschte Eierbälle. Die
Angriffsleistung der SG OSF hält sie zu diesem Zeitpunkt im Spiel. Die
Angriffe werden meist flüssig vorgetragen und abgeschlossen, allerdings
zu viele erspielte klare Wurfsituationen an diesem Tag vergeben. Dass
der Rückstand zur Halbzeit nur zwei Tore beträgt (16:18; dem
nuliga-Report darf hier nicht geglaubt werden, dazu später mehr), war
fast noch das Beste an der ersten Halbzeit. Also noch alles drin.
Anderes Bild zu Beginn der zweiten Halbzeit: Die OSF-Jungs sind
wacher, die Abwehr stellt dem NARVA-Angriff Aufgaben (und nicht
umgekehrt), vorne Angriffe ohne Fehlwürfe und so wird das Spiel binnen
weniger Minuten gedreht: Ausgleich nach drei Minuten der zweiten
Halbzeit, vier Tore Vorsprung nach zwölf Minuten, Auszeit NARVA. Dann
eine entscheidende Szene: Gegenstoß NARVA, der geschickte Laufweg des
Angreifers führt zu einem Kontakt mit dem ihn begleitenden, doch
zurückziehenden OSFler und die Schiedsrichter zeigen sich beeindruckt
und geben rot. Das trifft den durch Zeckenbiss, Infekte, Bänderriss und
einen akuten Fall von Urlaub ohnehin dezimierten Kader hart, handelt es
sich bei der Herausstellung doch um den OSF-Spielmacher. In den ersten
Minuten nach der Herausstellung wird die fehlende strukturierende Hand
noch durch eine Energieleistung und den Kampf der anderen ausgeglichen
und der Vorsprung gehalten, aber nach und nach wechselt das Momentum auf
die NARVA-Seite und sie gleichen kurz vor Schluss aus.
Verlängerung zwei Mal fünf Minuten. Der Trend der letzten Minuten
setzt sich nun fort: NARVA geht mit zwei Toren in Führung und OSF muss
kämpfen, um dranzubleiben. Das Spiel wogt hin und her mit vielen Toren
aus einzelnen Energieleistungen. Anschlusstreffer OSF und noch wenige
Sekunden zu spielen, also Einzelmanndeckung, aber was ist jetzt…? Das
HVB-Kampfgericht akzeptiert die Time Out-Karte von NARVA in der
Verlängerung und unterbricht das Spiel. Schnell ist klar: Gibt kein Time
out in der Verlängerung. Oh, stimmt. Sorry. Unser Fehler. Wird nicht
wieder vorkommen. Is‘ doch nicht so schlimm. Spielt doch einfach weiter.
NARVA kann sich sortieren und spielt die letzten Sekunden runter… Sieg
für NARVA. Nicht falsch verstehen: Angesichts der vielen, freien Würfe,
die nicht verwandelt wurden, hatte es die mA selbst in der Hand zu
gewinnen, aber doof is‘ schon…
Was bleibt? Gut gekämpft! Nicht alles abrufen können, aber zeitweise
gezeigt, wozu man in der Lage ist. Gratulation an eine spielerisch im
Vergleich zur Vorsaison deutlich verbesserte SG NARVA! Einerseits
wünscht man natürlich einem Berliner Vertreter viel Erfolg in der
Überregionalen Quali für die Jugendbundesliga nächstes Wochenende in
Cottbus. Anderseits würde die mA natürlich nur zu gerne der SG NARVA
auch in der Liga wieder begegnen, um noch zwei Mal die Kräfte zu messen.
Die mA der SG OSF wird sich nun voll auf die Oberliga Ostsee Spree
konzentrieren und mal schauen, was so geht...
Und nun zum Anekdotischen: Bis Samstag 15 Uhr gab es sogar einen
dritten Bewerber um den Platz in der Überregionalen JBLH-Quali, den VfL
Lichtenrade, der dann aber keine 24 Stunden vor Turnierbeginn zurückzog.
Bei dem, was da im Süden gerade los zu sein scheint, wunderte das nicht
und wäre ja an sich auch nicht tragisch (zumindest nicht für Narva und
die SG OSF). Es führte jedoch dazu, dass das Kampfgericht an diesem Tag
tatsächlich zu kämpfen hatte, nämlich mit der nuliga-Technik. Denn
technisch hinterlegt waren drei Spiele à 2 mal 25 Minuten und nicht
eines à zwei Mal 30 Minuten und das war von Samstag zu Sonntag so auf
die Schnelle nicht mehr zu korrigieren. Dieser Kampf mit der Technik
führte teilweise zu minutenlangen Unterbrechungen des Spiels, bis
Kampfgericht und Schiedsrichter sich abgestimmt hatten. Der verwirrende
nu-liga Spielbericht einer 70minütigen Partie abgebildet in 60 Minuten
legt davon Zeugnis ab. Ganz abgesehen von den verfrühten Gratulationen
zum Sieg per Handy der aus Hygienegründen ausgeschlossenen Fans der mA
da draußen an den Bildschirmen, die den Liveticker verfolgten, der nach
50 Minuten das Spielende und einen Sieg der mA anzeigte. Eine weitere
bunte Farbe in einem schillernden Spiel.